Rechner, Stromversorgung? Er schüttelte entschieden den Kopf, doch da hatte sie ihm bereits die Taschenlampe in die Hand gedrückt – gut, nachdem er das heute bereits zwei Mal mit ihr gemacht hatte, hatte er das scher verdient – ihn ein weiteres Mal umarmt und sich Richtung Tür geschlichen. „Was? warte!“ zischte er dieses Mal deutlich lauter, doch, auch wenn er die Hand noch nach ihr ausstreckte um sie aufzuhalten, war sie bereits aus der Tür geschlüpft „Bloody fucking Mary-Sues pixie dust and for the love of god, the Queen and holy shit!!!“, murrte der Rothaarige, als er sich nun seinerseits wieder aufrappelte.
Seiner Meinung nach wiess Ellys plan einige unbedachte Probleme auf, sie hatten keinen Strom, er hatte es selber in einem der Klassenzimmer mit dem Licht probiert und wie wollte sie bitte einen Rechner ohne starten? Gar nicht! Nachdem Schottland die Tür einen Spalt geöffnet an dieser verharrt hatte und weder die schweren Schritte des Fremden, noch die leichten Schritte Liechtensteins oder die eventueller weiterer Eindringlinge zu hören gewesen waren, wagte er sich in den verlassenen Flur hinaus und eilte, so schnell er konnte, ohne übermäßig laut zu sein, zum nächsten Treppenhaus.
Die Treppe endete im Erdgeschoss, wenn die Blonde es bis zur Bibliothek geschafft hatte, musste sie einen Stock über ihm sein, sein ziel lag jedoch noch eine Etage tiefer. Wenn er es in den Keller schaffen würde und dort den Grund für den fehlenden Strom fand, konnte er den Strom wieder einschalten – wahrscheinlich, immerhin war er kein Elektriker. Beiläufig stellte er auf seinem Weg durch das Erdgeschoss fest, dass die Eingangstür noch immer verschlossen war, die Fremden mussten also auf einem anderen Weg hineingekommen sein, oder aber tatsächlich einen Schlüssel in die Finger bekommen haben.
Zum Glück hatte Elly ihm die Taschenlampe in die Hand gedrückt, denn schon die Treppe runter in den Keller war stockfinster. Ohne Fenster, war es dort noch dunkler als in den Fluren und Klassenzimmern im Obergeschoss, wo wenigstens vereinzelt licht einfiel. Dank der Taschenlampe fand er nach einigem suchen eine Tür mit der Aufschrift ‚Wartung‘. Da die Blonde längst in der Bibliothek angekommen sein musste beeilte er sich, den Stromkasten zu finden und die Sicherungen zu überprüfen. Sie waren alle in Ordnung, doch der Hauptschalter war umgelegt, ohne über die Konsequenz nach zudenken stellte er ihn wieder auf seine Ursprungsposition und mit einem leisen Surren sprang das Licht wieder an.
„Das wäre das“, flüsterte er sich selber zu und wandte sich wieder um, den Keller zu verlassen. Genau in dem Moment erblickte Welner grade noch rechtzeitig, um sich selbst zu verstecken einen Schatten auf der Treppe. Dumm waren diese Leute nicht, dachte er bitter, sie mussten ja darauf kommen, dass jemand hier war wenn das Licht wieder ansprang – aber so schnell?
Der Rothaarige verharrte in seinem Versteck, bis der Mann, ein anderer als der, der Liechtenstein bedrängt hatte, in den Wartungsraum gekommen war. Mit rauer Stimme sagte er in einem eigenartigen Singsang: „Komm raus, komm raus kleines Mäuschen.“ Was der Schotte jedoch erst tat, als der Fremde ihm den Rücken zugewandt hatte. Flink wie ein Wiesel schlüpfte er aus seinem versteck und durch die offene Tür auf den Keller Flur hinaus um die Tür hinter sich zuzuziehen und, einen Fuß gegen die Wand neben der Tür gestützt, weiter zu ziehen, um zu verhindern das der andere hinaus kam. Er versuchte es, nicht weniger umfangreich fluchend als Schottland als Elly sich alleine auf den Weg gemacht hatte, doch seine zerren an der anderer Seite der Klinke brachte ihm nichts, bis Welner seinerseits losließ und der Mann von der Wucht der sich plötzlich ganz leicht öffnenden Tür zurückgeworfen wurde. Er schlug mit dem Kopf hart gegen den Stromzähler und sackte zusammen. Ein Überlegendes „schlaf gut“ konnte der Schotte sich nicht verkneifen, obwohl dies nicht der passende Moment dafür war.
Schnell machte er sich anschließend wieder auf den Weg nach oben und nahm immer zwei Stufen auf einmal, wodurch er oben angekommen ziemlich außer Atem war. Doch kaum das er sich der Bibliothek auch nur genähert hatte, wusste er das Liechtensteins Plan nicht funktioniert hatte. Er hörte nicht das Klackern von Tasten, ihren leisen Atem oder die hastigen Schritte.
Die Fremden, wahrscheinlich der, der sie schon beim ersten Mal zu fassen bekommen hatte, musste sie abgefangen haben. Er öffnete die Tür zur Bibliothek nur einen Spalt und hoffte das niemand, das verräterische Knarren derselben gehört hatte. Tatsächlich konnte er die Gestalt des Großen Eindringlings erkennen, doch Elly konnte er so nicht sehen, um sicher zu gehen, musste er aber in die Bibliothek rein – denn dass es bloßer Zufall war das der Kerl ausgerechnet dort drin war glaubte er nicht.
Leise Schlich der Rothaarige in das nächste offene Klassenzimmer und schob dort einige der Tische zusammen, um einen weiteren obendrauf platzieren zu können, dies war sicher nicht sein bester Plan, doch er hatte schon ganz andere Karren aus dem Dreck geschoben. Geschickt kletterte auf die kleine Tischpyramide, zog sein Feuerzeug aus dem Nicht- Sporran, zündete es an und hielt es genau unter den Feuermelder, der dort an der Decke hing. Binnen weniger Herzschläge drang ein unerträglich lautes schrillen durch die ganze Schule – das den Riesen hoffentlich aus der Bibliothek locken würde.