Es half tatsächlich. Sophie erneut davon erzählen, was ihr immer noch sehr schwer fiel, auch wenn es bereits das zweite mal war, half ihr ungemein. Und vor allem tätschelte sie ihr die Schulter. Vielleicht hätte es ein einfaches >ich möchte umarmt werden< auch getan, doch dann wäre sie sicher viel zu egoistisch rüber gekommen. Sophie nochmal alles zu erzählen war irgendwie befreiend. Aufmunternd. Sie wusste einfach was sie sagen musste. Noch dazu gab sie ihr einen guten Rat. Natalia fragte sich, ob sie vielleicht zu schlecht für Sophie war, da sie immer mehr das Gefühl bekam, ihre Freundin von ihrem Glück , okay , man könnte es auch >Welner< nennen, aber ob der wirklich so gut für sie war, musste sie noch herausfinden. Eines stand jedoch fest: Sowohl sie als auch er hegten Gefühlen füreinander. Das musste schön sein. Und sie musste sich endlich zusammenreißen und Flügge werden. So nannte man das doch, oder?
Keine Schauspielerin, ja, sie musste ihm einfach ihre Gefühle zeigen. Aber wie machte man das am besten? Bei Ivan hatte das mit den Gefühlen nicht wirklich geklappt.... Doch war das wirklich Liebe? Natalia begann immer mehr daran zu zweifeln, was sie für Ivan empfand. Denn wenn das für Ivan Liebe gewesen war, was war dann das mit Alfred? Gab es etwas größeres als Liebe? "Und wieso muss es weh tun....?" murmelte sie leise - sie erwartete auch keine Antwort darauf. Es war mehr ein Zugeständnis. Dass Alfred sie wirklich verletzt hatte, in dem , wie er reagiert hatte. Jedoch wusste sie zu dem Zeitpunkt nicht, dass Alfred mit Anri zusammen ist und eventuell hat ihm der Kuss sehr wohl was ausgemacht... Und wollte sie so nur weniger beschimpfen, als wenn er ihr offen gesagt hätte, dass er eine Freundin hatte? Wieso war das nur alles so verwirrend?
Sophie half Natalia wieder hoch. Nicht nur im wahrsten Sinne des Wortes. Auch psychisch hatte ihr diese Wiederholung des Geständnisses geholfen. Und bevor Sophie aus dem Bad verschwand, ließ sie ihre Hand los. Natalia war knallrot, wegen den letzten Worten von Sophie. Sicher war es die falsche Wortwahl, doch sie hatte ihr sogesehen den Segen gegeben, oder? Also die Erlaubnis, in Alfred verliebt zu sein. Und wenn sie am Ende ein Paar wurden, war sie auch einverstanden? Wieso auch immer, aber das machte sie unheimlich glücklich. Für einen kurzen Augenblick. Die Weißrussin konnte doch einer Frau keinen Mann ausspannen. Und wer würde jemanden wie Alfred schon freiwillig hergeben?
Und dann erinnerte sie sich an die Konversationen in der Höhle. Alfred hatte doch gesagt, dass er keine Freundin hat. Hatte er also absichtlich gelogen? Damit sie sich blamierte? Oder nahm Anri - was wahrscheinlich doch zutreffender war - sie auf den Arm?!
Natalia wickelte sich das Handtuch um den Körper und stürmte raus. "Hey. Wer von euch beiden hat gelogen?!" fragte sie und deutete auf Alfred und Anri. "Oder hast du vorhin gar nicht Alfred gemeint?!" letzteres ging eindeutig an Anri. Natalia konnte sie schlecht eine Lügnerin nennen, da sie ja keinen Namen genannt hatte. Aber sie hatte es mit Sicherheit absichtlich so verpackt.... Erst dann bemerkte sie, dass eine Person zu viel da war. Da war noch jemand bei Matthew. "Was ist denn das?" fragte sie und erlangte so wieder einen kühleren Kopf.
Natalia stand weiter am Rand und überlegte noch, ob sie da ins Bad sollte. Anfangs hatte sie ja kein Problem damit, aber irgendwie war die Atmosphäre anders. Lag es an diesem anderen? Sie kannte ihn nicht und zu allem übel hatte sie keine Waffe dabei. Sie sah sich nach Gegenständen um, die ihr als Waffe dienten. Vielleicht lag hier irgendwo ein Stein oder so.... Ihr Handtuch würde zwar auch als Waffe funktionieren, allerdings wäre das danach nicht sonderlich angenehm. Also musste sie sich anders Abhilfe schaffen. Und wo sollte sie hin, wenn sie das Becken betrat? Zu Sophie? Dann könnte sie wieder der Störenfried sein. Auf der anderen Seite war dieser komische Typ. Und mittendrin saß dieser verdammt gut aussehende Alfred. Ja, es tat richtig weh ihn zu lieben. Und mit aller Wahrscheinlichkeit wusste er nichts von all dem Schmerz.
Mist, wenn sie noch länger draußen stehen blieb, würde sicher jemand - also Anri oder Welner - etwas in der Art wie >kalte Füße< oder >Feigling< sagen. Und das nachdem sie ja die erste war, die losgezogen war. Etwas Entspannung war auf jeden Fall erforderlich. Sie musste nachher ja noch ins Krankenhaus gelangen und ihr Geld zurück holen. Und davor erstmal herausfinden wo das ist und wie hinkommen. Während sie in diesen Gedanken versunken war, betrat sie doch das Becken und gesellte sich zu Alfred. Es wurde so schön warm. Also das Wasser war schön warm. Noch nicht wirklich registriend, dass sie neben Alfred saß, entspannte sie sich langsam.